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Kultur,  Politik

Night of Light: Ein Hilferuf der Veranstaltungsbranche

Mit der Aktion „Night of Light 2020“ macht die Veranstaltungsbranche darauf aufmerksam, dass sie dringend mehr Unterstützung vom Staat in der Corona-Krise braucht. Deshalb wurden in der Nacht vom 22.06 – 23.06.2020 deutschlandweit zahlreiche Veranstaltungsorte rot erleuchtet.

Warum Hilfe benötigt wird

Die bisherigen Überbrückungshilfen, in Form von Kreditprogrammen, dürfen nur für gewerbliche Zwecke genutzt werden und decken gerade einmal einen Teil der laufenden Kosten. Die fehlenden Einnahmen und damit auch die Lebenserhaltungskosten der Selbstständigen dürfen mit diesem Geld nicht ausgeglichen werden. „Es gibt Bundesländer die das gut hinbekommen, aber es gibt auch viele, bei denen es schlecht läuft. Unter anderem schneidet Niedersachsen sehr schlecht ab. „Die NBank hat leider komplett versagt mit Serverabstürzen und viel zu späten Anträgen. Das heißt, es waren Leute schon über einen Monat komplett arbeitslos und erst dann hatte man die Möglichkeit auf den Antrag. Danach musste man immer noch vier bis sechs Wochen warten, bis man überhaupt das Geld bekommen hat – ohne irgendeine Rückmeldung zwischendurch, ob man angenommen wurde oder nicht“, sagt Luka Weppner. Als Solo-Selbstständiger Tontechniker ist er einer von einer Millionen Beschäftigten in Deutschland, die von der Lage betroffen sind. Viele Firmen beteiligen sich nun an der Non-Profit-Aktion „Night of Light 2020“ und helfen bei der Organisation und Realisation des Projektes um ein Zeichen zu setzen.

„Die nächsten 100 Tage überlebt die Veranstaltungswirtschaft nicht.“

– Aussage der Veranstalter von „Night of Light“

Vor allem kleine Betriebe und Solo-Selbstständige fühlen sich im Stich gelassen. Sie können nicht überleben, solange es keine Einnahmen gibt. Seit dem 10. März kommen kaum noch neue Aufträge für Bühnenbauer*innen, Licht- und Tontechniker*innen rein. Das wird dank des Verbotes von Großveranstaltungen voraussichtlich bis Ende Oktober auch so blieben. Doch selbst die meisten Veranstaltungen danach wurden schon lange abgesagt. Vermutlich weil kaum ein*e Veranstalter*in das Risiko eingehen möchte, dass das Verbot verlängert wird und sie auf ihrem Geld sitzen bleiben. Doch auch wenn wieder Veranstaltungen im großen Maße stattfinden können, ist eine angespannte Lage in der Branche weiterhin denkbar: „Entweder es geht extrem ins Positive und wir alle können unseren Tagessatz erhöhen oder es geht genau in die andere Richtung, dass viele Selbstständige um die Jobs kämpfen und mit Preisdumping anfangen“, so Weppner.

Um sich über Wasser zu halten ist auch der Verkauf des Equipments der Veranstaltungstechniker*innen keine Lösung. „Das ist ein Teufelskreis. Die Leute, die daran Interesse haben Equipment zu kaufen sind andere Veranstaltungsfirmen. Die haben aber aktuell auch kein Geld. Dementsprechend müsste man es für einen Preis anbieten, der unter dem Marktwert ist“, erklärt Luka Weppner. „Wenn es dann wieder los geht, steht man da ohne sein Equipment und kriegt eventuell nicht die Jobs, die man hätte bekommen können.“

Was jede*r von uns tun kann

„Night of Light 2020“ zielt vor allem auf mediale Aufmerksamkeit ab. Die Veranstalter*innen rufen auf ihrer Seite zum Teilen der Aktion auf Social Media Plattformen unter dem Hashtag #nightoflight2020 auf. Sie bitten um ein Zeichen der Solidarität und natürlich auch die erhoffte Hilfe vom Staat. Sie traf die Corona-Krise als erstes und sie werden auch die letzten sein, die unter der aktuellen Lage leiden – und daran zu Grunde gehen wenn jetzt keine Hilfe kommt.

Text und Foto: ©Anita Stall

Journalistin (B.A.)

4 Kommentare

  • mikeosterath

    Ja, diese Branche ist tatsächlich äußerst hart getroffen.

    Obwohl dies sich so offensichtlich aufgrund von Corona ergibt ist doch nicht die dringend notwendige wirkliche Unterstützung vom Staat erkennbar. Dort besteht dringenster Korrekturbedarf. Es ist sehr erschreckend, dass dies noch nicht erfolgt ist.

  • Felix Ferraris

    Unfassbar, dass für sowas während einer Pandemie in einer ach so sozialen Marktwirtschaft noch demonstriert werden muss. Danke, dass du das Thema beleuchtest (haha). Da muss sich noch viel ändern.

  • Herzkoma

    Die Bankenrettung war über Nacht abgemacht. Viele sagten: Ja, ist doch schön, wenn unser Staat die Banken rettet. Aber wer ist denn der Staat? Der Staat sind wir und es ist unser Geld, was der Staat vergibt.

    Wenn es aber um uns selbst geht, um die Bürger des Staates, die das Geld erwirtschaften, da braucht es aufeinmal viel Zeit. Ich seh mich selbst als Künstler und wenn ich nicht im Halbtagsjob mein Überleben finanzieren könnte, stände ich jetzt vor dem Abgrund.

    Da krieg ich Plaque .. Macht endlich Geld frei für jene, deren Existenz davon abhängt, oder wollt ihr noch mehr Sozialempfänger, die auch wiederum den Staat Geld kosten?

    Da krieg ich Wut.

    LG Sven

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